Der tierfreundliche Coworking Space: Chancen, Risiken und praktische Tipps für Betreiber

In den letzten Jahren hat sich das Coworking-Konzept rasant weiterentwickelt. Nicht mehr nur Freelancer oder Start-ups ziehen ihre Vorteile aus geteilten Büros, sondern immer häufiger auch größere Unternehmen, Projektteams und digitale Nomaden. Mit dem Trend zur größeren Offenheit für flexible Arbeitsmodelle geht zudem eine wachsende Nachfrage nach Arbeitsumgebungen einher, die nicht nur funktional, sondern auch persönlicher und wohltuender sind. Viele Coworking Spaces setzen dabei auf ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: die Tierfreundlichkeit. Insbesondere Hunde sind oft der erste Gedanke, wenn es um tierische Begleiter am Arbeitsplatz geht. Doch mit dieser Entscheidung gehen sowohl Vorteile als auch Herausforderungen einher.

In diesem Blogpost werfen wir einen detaillierten Blick auf das Für und Wider tierfreundlicher Coworking Spaces und geben Betreibern hilfreiche Tipps, wie sie den Spagat zwischen tierliebenden und tierunaffinen Mitgliedern meistern können.

Der tierfreundliche Coworking Space hat Vor- und Nachteile.

Warum ein tierfreundlicher Coworking Space?

Die Idee eines hundefreundlichen – oder generell tierfreundlichen – Arbeitsumfeldes ist längst kein Nischenthema mehr. Viele Studien und Praxisberichte weisen darauf hin, dass Tiere am Arbeitsplatz das Arbeitsklima verbessern können. Tiere strahlen häufig Ruhe, Ausgeglichenheit und eine gewisse Fröhlichkeit aus, die schnell auf die anwesenden Personen überspringen kann. Das wiederum fördert die Kreativität, baut Stress ab und kann sogar die Produktivität steigern. Gerade in Coworking Spaces, in denen sich oft Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen begegnen, kann eine warme, tierfreundliche Atmosphäre Hemmungen abbauen und die Kommunikation fördern.

Zudem sorgen tierfreundliche Richtlinien in Coworking Spaces bei vielen Interessenten für Aufmerksamkeit. In einer immer stärker umkämpften Branche kann das ein bedeutendes Alleinstellungsmerkmal darstellen. Wer sich von der Masse abheben und eine ganz besondere Gemeinschaft aus Gleichgesinnten und Tierliebhaber.innen aufbauen möchte, denkt zwangsläufig darüber nach, Hunden oder anderen Vierbeinern den Eintritt zu ermöglichen.

Die Vorteile eines tierfreundlichen Coworking Spaces

Tierfreundliche Coworking Spaces punkten bei vielen Mitgliedern und Interessenten mit verschiedenen Vorzügen:

  1. Stressabbau und Wohlbefinden: Die Anwesenheit von Hunden oder Katzen kann den Cortisolspiegel senken und die Stimmung heben. Gerade in intensiven Arbeitsphasen empfinden viele Menschen kurze Pausen mit dem Tier als „Mini-Auszeit“.
  2. Höhere Produktivität: Wer sich am Arbeitsplatz wohler fühlt, ist häufig motivierter und kreativer. Dies kann sich auf die gesamte Arbeitsleistung und Zufriedenheit auswirken.
  3. Gemeinschaft und Netzwerk: Gemeinsam Zeit mit Tieren zu verbringen, schafft schnell Gesprächsthemen und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Der Small Talk beim Füttern oder Gassigehen stärkt das Miteinander und erleichtert das Kennenlernen.
  4. Besonderer USP: Eine tierfreundliche Ausrichtung kann als Alleinstellungsmerkmal dienen, das im lokalen Markt hervorsticht. Gerade wenn in der Nähe viele ähnliche Coworking Spaces konkurrieren, kann dies den Ausschlag für neue Mitglieder geben.

Nicht zuletzt fühlen sich Hundebesitzer.innen, die ihr Tier sonst zu Hause lassen müssten, enorm entlastet. Sie sparen sich den Hundesitter, können Pausen für Gassirunden nutzen und müssen sich keine Sorgen machen, wenn sich der Arbeitstag doch mal in die Länge zieht.

Die Herausforderungen eines tierfreundlichen Coworking Spaces

Trotz aller Vorteile gibt es natürlich auch Aspekte, die Betreiber und Mitglieder bedenken sollten:

  1. Allergien und Ängste: Nicht jeder Mensch fühlt sich in der Nähe von Tieren sicher und entspannt. Allergiker.innen und Menschen mit Phobien könnten sich gestört oder sogar bedroht fühlen.
  2. Geräuschkulisse und Hygiene: Gerade Hunde können bei Stress bellen oder gelegentlich ihr Geschäft in Innenräumen verrichten, sofern sie nicht beaufsichtigt sind. Dies kann wiederum zu Unmut bei anderen Mitgliedern führen.
  3. Konflikte zwischen Tieren: Wenn mehrere Vierbeiner gleichzeitig anwesend sind, kann es zu Streitigkeiten kommen. Unerfahrene Hundebesitzer.innen oder unsozialisierte Tiere könnten das Konfliktpotential erhöhen.
  4. Haftungsfragen: Was passiert bei Schäden durch das Tier oder sogar bei Personenschäden? Fragen rund um Versicherungen und Haftung müssen im Vorfeld geklärt werden.

Betreiber sollten sich also gezielt mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen und entsprechende Regelungen schaffen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Tipps für Betreiber: So gelingt das tierfreundliche Konzept

Wer einen tierfreundlichen Coworking Space erfolgreich etablieren möchte, braucht ein klares Konzept und vorausschauende Organisation. Hier sind einige zentrale Empfehlungen:

  • Verbindliche Regeln aufstellen
    Beispielsweise, welche Tiere zugelassen sind (z. B. nur Hunde, Katzen, Kaninchen), ob die Tiere geimpft und gechipt sein müssen und welche Verhaltensstandards gefordert werden (etwa keine Dauernutzung von Büroräumen als „Hundepark“). Eine schriftliche Tierregelung schafft Klarheit.
  • Klare Kapazitätsgrenzen definieren
    Zu viele Tiere auf einmal sorgen schnell für Unruhe und Konflikte. Definiert eine maximale Anzahl pro Tag oder pro Flächeneinheit, um ein ausgeglichenes Miteinander zu gewährleisten.
  • Räumliche Lösungen finden
    Separate Rückzugsräume für Tiere und Bereiche, in denen Tiere tabu sind, erhöhen die Sicherheit und reduzieren mögliche Störungen. Besondere „Hunde-Lounges“ mit Näpfen und Kissen oder abgetrennte Ruhebereiche eignen sich oft sehr gut.
  • Erfahrene Hundebesitzer.innen bevorzugen
    Wenn jemand seinen oder ihren ersten Hund besitzt und noch wenig Erfahrung im Umgang hat, kann das zu Problemen führen. Führt daher vorab Gespräche, fragt nach Trainingserfahrungen und empfehlt gegebenenfalls ein Hundetraining, bevor das Tier regelmäßig in den Space kommt.
  • Notfallplan und Sicherheitskonzept
    Legt fest, was im Fall eines Zwischenfalls geschieht – sei es ein Biss, eine allergische Reaktion oder ein Hund, der entläuft. Informiert alle Mitglieder über Notfallkontakte und Versicherungsfragen.
Katze in einem Coworking Space

Kommunikation und Community-Management

Die Einführung tierfreundlicher Regeln in einem Coworking Space erfordert eine gute Kommunikation. Viele Betreiber unterschätzen, wie vielfältig die Meinungen der Mitglieder sein können. Einige lieben Tiere, andere möchten keinen Kontakt oder haben schlichtweg Bedenken bezüglich Sauberkeit und Arbeitsatmosphäre. Daher ist es ratsam:

  • Eine Umfrage durchzuführen: Bevor ihr eure Tore für Tiere öffnet, sammelt Feedback von den bestehenden Mitgliedern. So erkennt ihr mögliche Bedenken frühzeitig und habt die Chance, konstruktive Lösungen zu finden.
  • Workshops oder Infoveranstaltungen: Haltet ein kurzes Briefing oder einen Workshop ab, der Fragen klärt, Tipps zum Umgang mit Hunden vermittelt und die Position aller klarmacht. So erhöht ihr die Akzeptanz der Community.
  • Regelmäßige Evaluation: Führt regelmäßige Check-ins durch, um zu sehen, wie sich die Stimmung entwickelt. Befragt sowohl Tierhalter.innen als auch Mitglieder ohne Haustiere, ob Anpassungen nötig sind.

Beispiele aus der Praxis

Immer mehr Coworking Spaces setzen dieses Konzept bereits erfolgreich um. In diversen Städten gibt es Spaces, die bestimmte Tage als „Dog Days“ deklarieren, damit sich die Anzahl der Tiere im Rahmen hält und Mitglieder sich darauf einstellen können. Andere bieten eigene „Pet-Friendly“-Mitgliedschaften an, bei denen Hunde- oder Katzenbesitzer.innen eine kleine Zusatzgebühr zahlen, um etwa die Reinigungskosten zu decken. Viele Spaces stellen sogar spezielle Komfortzonen bereit, wie Futter- und Wassernäpfe, Spielzeug und gemütliche Liegeplätze. Solche Angebote werden oft als Community-Bonus wahrgenommen und fördern die Bindung der Mitglieder an den Space.

Fazit: Abwägen, organisieren und profitieren

Die Entscheidung, einen tierfreundlichen Coworking Space zu betreiben, ist nicht einfach. Es gibt deutliche Vorteile, wie ein gesteigertes Gemeinschaftsgefühl, zufriedene Mitglieder und ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb. Auf der anderen Seite stehen Risiken: mögliche Konflikte, Hygieneprobleme und das Bedürfnis, alle Mitglieder gleichermaßen zufriedenzustellen. Wer dieses Konzept jedoch gut durchdacht, mit klaren Regeln und transparenter Kommunikation umsetzt, kann erheblich von der positiven Stimmung und der Einzigartigkeit profitieren, die ein tierfreundlicher Space mit sich bringt.