Beim nachhaltigen Drucken kommt es gar nicht so sehr darauf an, wie viel man druckt. Es ist viel wichtiger darauf zu achten, dass man nachhaltiges Papier verwendet, doch welches Papier kommt dafür in Frage?
Schaut man sich die CO2-Belastung durchs Drucken an, fällt einem auf, dass das eigentliche Drucken nicht so maßgebend ist wie man meinen könnte. Druckt man 40 Seiten, produziert man in etwa 6g CO2 pro Seite. Das ist so viel wie ein Cappuccino mit herkömmlicher Kuhmilch benötigt. Dabei entsteht nur 1g durch den Druckprozess und der Rest durch die Papierproduktion. Da nicht komplett auf Papier und Ausdrucke verzichtet werden kann, ergibt es Sinn, sich nach nachhaltigeren Alternativen umzuschauen. Daher hier eine Präsentation von drei verschiedenen, baumfreien Papieralternativen.
Papier aus Zuckerrohr besteht aus Resten der Zuckerproduktion, nämlich Bagasse. Aufgrund der hohen Zuckernachfrage fällt viel Bagasse an. Normalerweise wird das Produkt nicht weiterverwendet, sondern verbrannt. Unternehmen, die sich dem Abfallprodukt annehmen, können es nicht nur zu Papier, sondern auch zu kompostierbarem Geschirr, Servietten und Taschentüchern weiterverarbeiten. Somit retten sie schon hier die Umwelt vor einer erhöhten CO2-Belastung.
Wenn man Papier aus Bagasse machen möchte, muss man zunächst den Zuckersaft auspressen. Die übrigen Zuckerfasern können dann zu Papier weiterverarbeitet werden. Dieses kann dann gebleicht und verkauft werden.
Um eine Tonne Papier aus 100% Zuckerrohr herzustellen, benötigt man 6 Tonnen Bagasse. Das ist zwar ungefähr doppelt so viel wie für Papier aus Holz benötigt wird, jedoch haben wir Bagasse schon mengenweise fertig in Fabriken liegen, wohingegen wir für das Holz Bäume fällen müssten. Zudem benötigt die Herstellung von einer Tonne Papier aus Bagasse ungefähr 9.000 Kilowatt weniger Energie als herkömmliches Papier. Außerdem kommt das Bagasse-Papier mit weniger Chemikalien aus.
Genaue Informationen zum Wasserverbrauch lassen sich leider nicht finden. Eine Studie aus dem Jahr 2011 hat herausgefunden, dass im Allgemeinen der Verbrauch von Wasser, Energie und Bäumen niedriger ist, wenn Papier aus nicht-herkömmlichen Materialien, also holzfrei hergestellt wird. Das fertige Papier ist robust, lässt sich bedrucken und ist wasser- sowie fettresistent.
Da Bagasse ein Abfallprodukt ist und ohne weiteren Zweck verbrannt werden würde, entlastet man die Umwelt durch die Weiterverarbeitung gleich doppelt. Außerdem wächst Zuckerrohr viel schneller als normale Bäume, die man stattdessen abholzen müsste. Aus der Bagasse lässt sich nicht nur Papier, sondern auch Besteck und Geschirr herstellen. Werden keine weiteren Materialien hinzugefügt, so ist dieses Papier am Ende sogar biologisch abbaubar.
Bambuspapier ist meist ein irreführender Begriff. Er suggeriert, dass das Papier ausschließlich oder größtenteils aus Bambuspapier ist, jedoch ist oftmals mehr Bagasse darin enthalten als Bambus. Bei baumfrei findet man zum Beispiel Papier aus 30% Bambus und 70% Zuckerrohr. Das Bambuspapier weicht nur leicht vom Weißton des herkömmlichen Papiers ab, weshalb es besonders für Leute geeignet ist, die besonders darauf angewiesen sind.
Steinpapier ist ein natürliches Produkt, welches aus Abfall von Kalksteinbrüchen hergestellt wird und daher komplett holzfrei ist. Dieser Abfall ist zu Pulver gemahlenes Kalziumkarbonat (CaCo3). Dieses wird schon seit längerem in der Papierindustrie verwendet, um das Papier zum glänzen zu bringen, doch bei der Steinpapier Produktion macht es ganze 80% aus. Um das Kalziumkarbonat zu Steinpapier zu verarbeiten muss es mit ungiftigem Polyethylen-Harz (HDPE) angereichert werden. Ganz nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip kann auch das HDPE aus Abfallstoffen gewonnen werden, wie zum Beispiel aus alten PET-Flaschen, aber auch aus pflanzlichen Quellen.
Das Cradle-to-Cradle-Konzept steht für einen perfekten Kreislauf ohne Müll. Um die dazugehörige Zertifizierung zu erhalten, müssen Unternehmen 4 Nachweise erbringen. Diese betreffen die Inhaltsstoffe, die Kreislauffähigkeit, die erneuerbaren Energien im Produktkreislauf, die Wasserverwendung und die sozialen Aspekte des Unternehmens. Laut der Stiftung Umweltinformation Schweiz, versuchen viele Produzenten von Steinpapier diese Anforderungen zu erfüllen.
Die Website Rockpaper berichtet, dass kein Trinkwasser für Steinpapier benötigt wird und auch keine Bäume gefällt werden müssen. Dadurch werden für eine Tonne Steinpapier im Vergleich zu herkömmlichem Papier aus 100% Zellstoff ca 60.000 Liter Wasser gespart und selbst gegenüber von recyceltem Papier fast 35.000 Liter. Auch der Energieverbrauch ist im Gegensatz zu herkömmlichem und recyceltem Papier sehr gering. 5.700 Kilowattstunden können pro Tonne Steinpapier eingespart werden, denn dieses benötigt nicht mal 1000 Kilowatt pro Tonne.
Laut Stone-Paper Website ist das fertige Papier anti-statisch, fettbeständig, wasserfest, reißfest und ohne Faserrichtung. Außerdem ist es säurefrei und ihm werden keine Bleichmittel oder Basen sowie sonstige andere fluoreszierenden Chemikalien zugesetzt.
Ein weiterer Pluspunkt des Steinpapier ist, dass es problemlos bedruckt werden kann. Nicht nur das, sondern die faserfreie Oberfläche des Papiers verhindert das Absorbieren von Druckerfarbe, wodurch sogar noch Tinte gespart wird. Allerdings eignen sich sehr warme Drucker, beispielsweise Laserdrucker, eher weniger dafür, da die Wärme dem Papier schadet. Generell zersetzt sich das Steinpapier sobald man es der Sonneneinstrahlung aussetzt, doch Temperaturen bis zu -40 Grad beeinflussen seine Verfassung nicht.
Beide Papiere sind Bestens für den Alltagsgebrauch geeignet, jedoch weisen beide Schwachstellen auf, wenn man die gesamte Papierherstellung auf diese umstellen möchte.
Zwei Probleme entstehen durch den Kunststoffgehalt des Steinpapiers. Erstens ist unser Papierverbrauch zu hoch, als dass wir den Kunststoffbedarf für das Steinpapier decken könnten. Zweitens darf das Papier nur über die gelbe Tonne entsorgt werden. Zuckerrohr hat einen langen Transportweg und ist daher für viele Länder auch nur bedingt geeignet.
Obwohl, beide Papieralternativen einen guten Ansatz bieten, scheinen diese noch nicht die ultimative Lösung für nachhaltiges Papier zu sein. Für einen genaueren Vergleich der Nachhaltigkeit von Recyclingpapier und den genannten Papieralternativen, klicke hier.